DER BETRIEB
Freizeit oder Geld?

Freizeit oder Geld?

Claus Dettki

Claus Dettki
hbfm_db_2019_12_m1_a_a001.png

Liebe Leserinnen und Leser,

haben Sie sich schon einmal gefragt, wie Sie diese Frage ad hoc beantworten würden? Ich möchte darauf wetten, dass mindestens 70% der Befragten mit „Freizeit“ antworten würden. Wieso? Weil Freizeit soziologisch höherwertig ist als Geld, und vor allem, weil heutzutage Freizeit ein Gut ist, das man sich mit Geld nicht kaufen kann. Außerdem führt eine hohe Arbeitsbelastung zumeist dazu, dass gar nicht genug Zeit vorhanden ist, um das verdiente Geld auszugeben. Ich denke, dass es auf ein ausgewogenes Verhältnis dieser beiden Komponenten ankommt. Juristen sagen gerne: Es kommt darauf an. Stellen sie sich vor, es ist Feierabend und keiner will nach Hause. Unvorstellbar? Fragen Sie mal nach bei Arbeitnehmern im Niedriglohnsektor, die auf jeden Cent angewiesen sind. Auf der anderen Seite macht Freizeit nur dann wirklich Spaß, wenn man sonst eigentlich viel zu tun hätte. Nicht umsonst werben immer mehr Unternehmen beim Recruiting nicht nur mit der Höhe des Lohns, variablen Gehaltsbestandteilen und ausgefeilten Altersversorgungssystemen, sondern zunehmend mit einer guten Work-Life-Balance, flexiblen Arbeitszeitregelungen und Schlagworten wie Sabbaticals und Ähnlichem. Auf die richtige Balance kommt es an – sowohl für Arbeitnehmer als auch Arbeitgeber. Persönliche Belange und betriebliche Interessen in Einklang zu bringen ist die hohe Kunst einer belastbaren Arbeitszeitstruktur und -planung.

Nicht zuletzt aus diesen Gründen gibt es zahlreiche tarifvertragliche Bestimmungen, die Arbeitnehmern ein Wahlrecht zwischen Urlaub/Freizeit oder mehr Geld einräumen. Zudem hat der Gesetzgeber zu Beginn des Jahres den Anspruch auf „Brückenteilzeit“ eingeführt – Freizeit statt Geld sozusagen. Anlass genug für Kleinebrink zu untersuchen, welche gesetzlichen und tarifvertraglichen Regelungen es gibt, wie diese genau ausgestaltet sind und welche Organisations- und Reaktionsmöglichkeiten für Arbeitgeber in diesem Rahmen bestehen.

Ich wünsche eine angenehme und informative Lektüre dieser Ausgabe.

hbfm_db_2019_12_m1_a_a002.png