DER BETRIEB
Nachruf Jürgen Pinne

Nachruf Jürgen Pinne

Am 12. 10. 2009 verstarb der langjährige Präsident und Ehrenpräsident des Deutschen Steuerberaterverbandes (DStV) Jürgen Pinne im Alter von 69 Jahren.

Jürgen Pinne wurde am 12. 9. 1940 in Kassel geboren. Nach einer Banklehre arbeitete er zunächst als kaufmännischer Angestellter und machte sich 1970 als Steuerbevollmächtigter selbstständig. Im Jahr 1977 wurde er zum Steuerberater bestellt, 1989 auch zum vereidigten Buchprüfer. Er unterhielt seine Kanzlei, die er zuletzt in Sozietät mit seinem Sohn Thomas betrieb, in Oberweser in Nordhessen.

Seit 1990, also fast 20 Jahre lang, stand Pinne als Präsident an der Spitze des Deutschen Steuerberaterverbands, seit 1991 auch an der Spitze des damals neu gegründeten Deutschen Steuerberaterinstituts (DStI), des Fachinstituts des Verbands. Er war Nachfolger des ersten Präsidenten des DStV, StB / vBP Dieter Krüger. Die Mitgliederversammlung im Jahr 2009, auf der er sich nicht erneut zur Wahl stellte, wählte Pinne einstimmig zum ersten Ehrenpräsidenten des Verbands. Bereits seit 1978 war Pinne Mitglied des Präsidiums des Steuerberaterverbands Hessen, zuletzt als dessen Vizepräsident.

Die deutschen Steuerberater verlieren in Jürgen Pinne eine herausragende Persönlichkeit, die sich in vielfältiger Weise um die Allgemeinheit und den steuerberatenden Beruf verdient gemacht hat. Unter der Leitung Pinnes entwickelte sich der Deutsche Steuerberaterverband zu einem anerkannten und wirkungsvollen Interessenvertreter und Dienstleister. Dabei erwarb sich Pinne den Ruf, Fürsprecher des Mittelstands zu sein und etablierte so den Verband als einen beachteten und ernst genommenen Vertreter mittelständischer Belange. Durch seinen Einsatz erwarb sich Pinne das Vertrauen und den Respekt höchster Repräsentanten unseres Staates.

Die Tätigkeit Pinnes als Verbandspräsident war von vielen Erfolgen gekrönt, sodass es schwer fällt zu sagen, welche seiner Leistungen die bedeutendste war. Großen Anteil hatte Pinne am Aufbau des steuerberatenden Berufs in den neuen Bundesländern und an der Etablierung einer schlagkräftigen Geschäftsstelle in Berlin nach dem Umzug des Verbandes in die Bundeshauptstadt. Besonders hervorzuheben ist sein Engagement für den Qualitätsgedanken, der durch Begriffe wie Qualitätsmanagement, Fachberaterbezeichnungen und Zusammenarbeit mit der Wissenschaft gekennzeichnet ist. Nicht zuletzt muss das ständige Eintreten Pinnes für ein stärkeres Engagement der deutschen Steuerberaterschaft in Europa erwähnt werden. Dieses führte dazu, dass im Jahr 1996 mit Unterstützung des DStV der europäische Berufsverband von Rechnungslegern und Abschlussprüfern EFAA gegründet wurde, dass der DStV im Jahr 1997 der Organisation europäischer Steuerberater CFE beitrat und im Jahr 2007 ein eigenes Büro in Brüssel einrichtete.

Pinne war eine starke und geachtete Persönlichkeit. In Diskussionen mit dem Gesetzgeber setzte er sich für Steuervereinfachung, Planungssicherheit und ein gerechtes Steuersystem ein. Dabei wuchs ihm immer mehr die Rolle zu, „steuerpolitisches Gewissen“ gegenüber Gesetzgeber und Finanzverwaltung zu sein. Pinne nannte Dinge beim Namen, pflegte eine deutliche Sprache. Dies trug ihm die Achtung vieler ein.

Pinne glaubte an den Wert der Gemeinschaft und an die Notwendigkeit privater Verbände neben den Kammern. Er glaubte an die Eigenverantwortlichkeit des Steuerberaters, an die Notwendigkeit, auch Steuerberatungskanzleien unternehmerisch zu führen. Er setzte dabei auf moralische Werte wie Vertrauen und Verlässlichkeit, in denen allein er die Grundlage einer nachhaltigen erfolgreichen Tätigkeit zum Wohle aller sah.

Für seine Verdienste um den Beruf des Steuerberaters, vor allem aber auch für seine Verdienste um die Allgemeinheit, für die sich Pinne auf den verschiedensten Ebenen einsetzte, verlieh ihm der Bundespräsident im Jahr 1996 das Verdienstkreuz am Bande und im Jahr 2003 das Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland.

Die Kraft für sein vielfältiges Wirken bezog Pinne aus dem Zusammenhalt seiner großen Familie.

Jürgen Pinne hat den Deutschen Steuerberaterverband und damit das Eintreten für den steuerberatenden Beruf in der Bundesrepublik Deutschland zu seinem Lebensinhalt gemacht. Dafür gebühren ihm unser Respekt, unsere Anerkennung und unser Dank.

WP/StB Dipl.-Kfm. Hans-Christoph Seewald, Präsident des Deutschen Steuerberaterverbandes e.V. Berlin